Iss den Teller auf….
… dann gibt es morgen gutes Wetter, oder etwa nicht?
Fast schon reflexartig antwortet man bei Aussagen zu der schlechten Wetterlage: „Also, an mir liegt es nicht, ich habe gestern meinen Teller leer gegessen.“ Oder, wer kennt nicht die Mutter, die mit diesem verzweifelten Druckmittel Ihre Sprösslinge motivieren möchte, den Teller zu leeren: „Esst mal bitte ordentlich auf, dann gibt es morgen gutes Wetter.“
Dass diese Nummer funktioniert, habe ich schon als Kind nicht geglaubt, zu mindestens nicht mehr ab dem Zeitpunkt, als auch der Osterhase und der Weihnachtsmann als Drohkulisse für Erziehungsmaßnahmen nicht mehr taugten.
Aber, dass diese Volksmäre auf einem ziemlich platten Übersetzungsfehler basiert, hat mich dann noch einigermaßen erstaunt.
Im Plattdeutschen pflegte man nämlich zu sagen: „Un wenn du allens opeeten dost, damm gifft et morgen wat goods wedder.“ Also ins Hochdeutsche übersetzt: „Wenn du alles aufisst, dann gibt es morgen wieder etwas Gutes.“ Und das lag daran, dass – es in den Zeiten vor unserer heutigen Wegwerf-Gesellschaft und den nicht vorhandenen Tupperdosen und Tiefkühlmöglichkeiten – am nächsten Tag natürlich die Reste vom Vortag geben würde. Wenn man die also am nächsten Tag etwas neues Gutes serviert bekommen wollte, musste man vorher die Teller bzw. Töpfe leeren.
Mit dem Wetter hatte diese Aussage also gar nichts am Hut, rein die falsche Interpretation bzw. Übersetzung von „goods wedder“ als „gutes Wetter“ liegt dieser Binsenweisheit zu Grunde.
Trotzdem freut es mich als Koch natürlich, wenn auch weiterhin die Teller geleert werden und das Versprechen, dass dann am nächsten Tag wieder etwas Leckeres aufgetischt wird, enthält für mich sogar noch mehr Motivation als nur die lose Aussicht auf ein paar Sonnenstunden.
Na, und wieder was gelernt
Na – und schon wieder was gelernt