Thanksgiving-Truthahn

Thanksgiving-Truthahn mit Cranberry-Jus und in Ahornsirup glasierten Möhrchen, Kürbiskuchen und Maisbrot

Thanksgiving-Truthahn

The turkey is a funny bird,
his head goes wobble, wobble.
And all he says ist just one word,
„Gobble, gobble, gobble.“

Während meiner Zeit als Austauschschüler in der 12. Klasse in Kansas City (Kansas) – The heartland of America – durfte ich einmal an einem richtig amerikanischen Familien-Thanksgiving teilnehmen. Thanksgiving ist das amerikanische Pendant zum deutschen Erntedankfest, genießt aber in den USA einen ganz anderen Stellenwert und wird richtig zelebriert. Und es war wie im Fernsehen. Die ganze Familie kommt aus allen Teilen des Landes zusammen, die Frauen stehen stundenlang in der Küche und bereiten 100erte von kleinen Köstlichkeiten zu, während in den 3 Öfen des Hauses – ja, meine Gastfamilie verfügte über 2 Küchen mit 3 Backöfen – die Truthähne brauner und brauner wurden. Die Kinder spielten im Garten und die Männer tranken Coors light und Diet Dr. Pepper aus Dosen auf der Terrasse. Ein Spektakel, größer als Weihnachten und irgendwie schön.

Nun fast 20 Jahre später habe ich mich in den trüben Novembertagen, wenn man an der Mecklenburgischen Seenplatte die Gäste fast an einer Hand abzählen kann, dieser schönen Tradition erinnert und sie mit – für mich überraschendem – Erfolg eingeführt. Seit 2 Jahren servieren wir eine Woche lang rund um den 4. Donnerstag im November, das ist das klassische Datum, einen Thanksgiving-Truthahn am Tisch tranchiert.

Das folgende Rezept kommt ohne Mengenangaben, da die Zutaten zum Truthahn je nach Größe varieren. Wir rechnen pro Person mit 850 g Truthahn im Rohgewicht, d.h. für 4 Personen zum Beispiel  benötigt man einen Vogel von knapp 3,5 kg.

Happy Thanksgiving

Für den Thanksgiving-Truthahn benötigt Ihr

  • 1 Truthahn (küchenfertig)
  • flüssige Butter
  • Toastbrot
  • Butter
  • Zwiebeln
  • Maronen (geschält und küchenfertig)
  • Stangensellerie
  • Petersilie
  • Eier

Für die Füllung das Toastbrot in Würfel schneiden und in einer Pfanne in etwas Butter zu Croutons rösten. Die Zwiebeln schälen und den Sellerie von seinen Fasern befreien und in feine Würfel schneiden und in etwas Butter glasig dünsten. Die Maronen und die Petersilie grob hacken. Dann die Croutons und das Gemüse auskühlen lassen und mit den Maronen, der Petersilie und den Eiern vermengen. Den Truthahn innen und außen ordentlich mit Wasser ausspülen und trockentupfen. Den Truthahn innen und außen mit Salz und Pfeffer einreiben und dann die Füllung zusammen mit den Innereien in den Truthahn stopfen.

Den Truthahn in einer Auflaufform oder einem tiefen Blech bei 150-160°C im vorheizten Ofen zu einer Kerntemperatur in der dicksten Stelle von etwa 80°C garen. Dickste Stelle in diesem Falle ist mitten in der Füllung, also das Thermometer senkrecht von oben in den Truthahn stecken (siehe Bild unten). Den Truthahn alle halbe Stunde mit flüssiger Butter bepinseln.

Die Garzeit hängt natürlich von der Größe ab. Für einen 3,5 kg Truthahn rechnen wir bei 160°C mit ca. 2,5 h Garzeit im Ofen plus 30 min Ruhezeit. Ein Truthahn mit 7,5 kg braucht im Ofen bei 150°C knapp 4 h plus die halbe Stunde Ruhezeit. Je nach Größe hat der Truthahn nach Erreichen der Kerntemperatur noch keine schöne goldbraune Farbe. Wenn das so ab 75-76°C absehbar ist, die Ofentemperatur auf 180°C erhöhen und den Truthahn bräunen. Nach dem Garen den Truthahn mit Alufolie abdecken und eine halbe Stunde im ausgeschalteten und bei leicht geöffneter Ofentür im Backofen ruhen lassen. In einen normalen Haushaltsofen sollte man einen Truthahn bis ca. 10 kg unterbringen, ab dann wird es ganz schön eng für den Vogel.

Thanksgiving-Truthahn

Die Füllung aus Kastanien und Zwiebeln ist sehr amerikanisch und nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Als Alternative empfehle ich eine klassische Gänse- oder Entenfüllung aus Dörrobst mit Äpfeln, Aprikosen und Pflaumen.

Für die Cranberry-Sauce benötigt Ihr

  • 1 rote Zwiebel
  • 30 g Rohrzucker
  • Butter
  • 100 ml Portwein
  • 100 ml Rotwein
  • 30 ml dunkler Balsamico
  • 300 ml entfetteter Bratenfond
  • 30 g getrocknete Cranbeeries
  • Stärke
  • Salz, Pfeffer, Zucker

Für die Cranbeerysauce die rote Zwiebel in feine Würfel schneiden und mit der Butter und dem Rohrzucker karamellisieren. Mit dem Rot-, Portwein und Balsamico aufkochen und diesen auf ¼ der Menge einreduzieren. Den Bratenfond während dem Ruhen des Truthahns durch ein Sieb passieren, entfetten und zur Portweinreduktion geben. Die getrockneten Cranbeeries zugeben, die Sauce aufkochen und 10 min leicht köcheln lassen. Dann mit Salz, Pfeffer und eventuell etwas Zucker abschmecken und mit kalt angerührter Stärke zur gewünschten Konsistenz binden.

Für das Maisbrot (Cornbread) benötigt ihr für etwa 6 Muffin-Formen

  • 115 g Maismehl
  • 40 g Mehl
  • 1 EL Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 TL Backpulver
  • 1/2 TL Natron
  • 1 Ei
  • 125 ml Buttermilch
  • 30 g flüssige Butter

Die trockenen Zutaten und die flüssigen Zutaten in je einer Schüssel miteinander vermengen. Dann die flüssigen Zutaten unter die Trockenen arbeiten und einen glatten Teig herstellen. Die Teig in gefettete und mit etwas Maismehl ausgestreute Muffin-Formen füllen (bis 2 cm unter den Rand) und bei 220°C etwa 12 min backen. Das Maisbrot noch warm servieren.

Thanksgiving-Truthahn


10 lustige und interessante Fakten rund um das amerikanische Thanksgiving

  1. Lange Tradition: Thanksgiving gibt es seit dem Jahre 1621 findet immer am 4. Donnerstag im November statt. 1863 wurde Thanksgiving von Abraham Lincoln offizieller Feiertag in den USA.
  2. Starker Verkehr: Der Tag vor Thankgsgiving ist der verkehrsreichste Tag des Jahres. Schätzungsweise 50 Mio. Amerikaner setzen sich ins Auto, um Ihre Familie zu besuchen.
  3. Viele Vögel: Es werden im Schnitt 50 Mio. Truthähne mit einem Durchschnittsgewicht von 7,5 kg verzehrt. Also Truthahnfleisch im Gesamtgewicht von 350.000 Tonnen. Das ist in etwa so schwer, wie das Empire State Building. Etwa die Hälfte aller Truthähne kommt aus Minnesota.
  4. Schwein gehabt: Jedes Jahr wählt der amtierende US-Präsident einen Truthahn aus, der verschont und nicht zu Truthahnbraten verarbeitet wird. Das erste „Presidental Pardoning“ fand im Jahr 1947 unter Präsident Truman statt.
  5. Gute Quote: Ca. 88 % aller Amerikaner essen zu Thanksgiving Truthahn. Für Vegetarier gibt es extra in Truthahnform gebrachte Tofuschnitten.
  6. Schwere Nummer: Der durchschnittliche Amerikaner nimmt am langen Thanksgiving-Wochenende 3 kg zu.
  7. Frohe Zeiten: Thanksgiving läutet die Weihnachtszeit ein. In den meisten Familien wird der Weihnachtsbaum am Wochenende aufgestellt.
  8. Gute Geschäfte: Am Tag nach Thanksgiving „Black Friday“ beginnt das Weihnachts-Shopping. Es ist der umsatzstärkste Tag des Jahres im Einzelhandel.
  9. Fliegende Eier: Die traditionellen Football-Spiele am Thanksgiving Abend werden von der ganzen Familie geschaut.
  10. Brechende Knochen: Der „Wishbone“ oder „Ziehknochen“ vom Brustbein ist für die beiden jüngsten am Tisch. Sie ziehen jeder an einem Ende, bis der Knochen bricht und wer das längere Stück in der Hand hält, darf sich etwas wünschen.

Für die in Ahornsirup glasierten Möhrchen benötigt Ihr

  • Möhren
  • Schalotten
  • Butter
  • Ahornsirup
  • Salz, Pfeffer

Die Schalotten in feinste Würfel schneiden. Die Möhren putzen, schälen und in die gewünschte Schnittform bringen. Dann die Möhren in kochendem Salzwasser bissfest blanchieren, aus dem Topf nehmen und sofort in Eiswasser abschrecken, um den Garvorgang zu beenden. Vor dem Servieren die Schalottenwürfel in etwas Butter farblos anschwitzen, die Möhren zugeben und mitschwitzen. Dann die Möhrchen mit dem Ahornsirup glasieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Thanksgiving-Truthahn

Klassischerweise reichen die Amerikaner dann noch einen süßen Kürbiskuchen (Pumpkin Pie) dazu. Ursprünglich eigentlich als Dessert gedacht, taucht er mittlerweile aber immer häufiger schon mit dem Turkey auf dem Tisch auf. Dieser Pumpkin Pie war meinem Gaumen aber viel zu süß und pappig, so dass ich mich für eine etwas europäischere Kürbis-Quiche als Beilage entschieden habe. Das Rezept findet Ihr unter Indian-Summer-Kürbis-Mangold-Quiche.

Wie tranchiert man einen Truthahn? (Videoanleitung)

Den Truthahn am Tisch tranchieren – keine Sorge, je größer der Vogel umso leichter ist es, schaut Euch einfach das Video an. Das richtige Tranchieren fängt schon bei der richtigen Zubereitung an. Wenn Ihr den Vogel richtig gart, ist das Tranchieren am Ende eine Leichtigkeit, weil sich dann Brust und Keulen sehr leicht lösen. Das Video läuft übrigens in doppelter Geschwindigkeit, also bitte nicht verzweifeln, wenn das Zerlegen bei Euch etwas länger dauert. 😉

Was braucht man zum Tranchieren?

  • Tranchierbesteck, bestehend aus einem nicht zu scharfen Messer und einer Fleischgabel. Ist das Messer zu scharf, schneidet man zu leicht in die Knochen und die Knorpel.
  • ein scharfes Messer zum Portionieren der Teilstücke
  • ein großes Brett, mindestens doppelt so groß wie das zu tranchierende Federvieh und im Besten Fall mit einer Saftrinne versehen
  • ein kleines Messer
  • eventuell eine Geflügelschere
  • Küchentücher zum Aufwischen von Bratsaft
  • eine Schürze
  • eine gut vorgewärmte Anrichteplatte
  • einen großzügigen Arbeitsplatz mit ausreichend Beleuchtung
  • eine Hilfskraft, die sich parallel zum Tranchieren darum kümmert, dass die Beilagen rechtzeitig und heiß auf den Tisch kommen
  • Ruhe! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es ist wie beim Anlegen im Hafen, die besten Kapitäne stehen an Land und geben Klugschei*er-Tipps. Ruhig die Sache durchziehen, man kann nicht viel verkehrt machen.

Tranchieren von einem Thanksgiving Truthahn im Lenzer Krug

Schritt-für-Schritt-Tranchieranleitung

Normalerweise fängt man beim Tranchieren von Geflügel, wie Gans und Ente, mit der Brust an. Die Keulen geben dann dem Vogel genügend Stabilität, dass er nicht umkippt. Beim Truthahn mache ich das anders, da die Brust so groß ist und sie sich leichter vom Körper lösen lässt, wenn die Keulen aus dem Weg sind.

  1. Den Arbeitsplatz und die benötigten „Werkzeuge“ gut vorbereiten. Nichts ist im Eifer des Gefechts schlimmer, als wenn man dauernd etwas holen muss.
  2. Also erst auf einer Seite die Keule auslösen. Einfach oberhalb der Keule die Haut einschneiden und dann mit der Fleischgabel und dem Messer weg vom Körper drücken, die Keule löst sich dann von fast alleine. Mit dem Tranchiermesser das Gelenk durchtrennen, dass die Keule am Körper hält, dann die Keule in der Mitte am Gelenk halbieren.
  3. Mit dem Flügel genauso verfahren, der löst sich in der Regel nicht ganz so widerstandsfrei wie die Keule.
  4. Zum Heraustrennen der Brust längs des Rückrats die Haut durchtrennen und dann die Brust nach unten mit Hilfe des Messers von der Karkasse schieben. Wenn Ihr beim Garen alles richtig gemacht habt und die Ruhezeit eingehalten habt, fällt Euch die Brust fast von alleine entgegen. Eventuell mit dem Messer am Knochen entlang nach unten schaben.
  5. Die Brust dann mit dem scharfen Messer in Portionsstücke schneiden und auf die Anrichteplatte legen.
  6. Mit der anderen Seite des Truthahns mit Keule, Flügel und Brust genauso verfahren.
  7. Dann mit einem kleinen Messer die Fleischstückchen, die noch an der Karkasse hängen ablösen und ebenfallls auf die Anrichteplatte legen.
  8. Die Füllung aus dem Truthahn holen und ebenfalls mit anrichten.
  9. Den tranchierten Thanksgiving-Truthahn mit den Möhrchen, dem Maisbrot, dem Kürbiskuchen, der Cranberry-Sauce und etwas Preiselbeer-Konfitüre servieren.
  10. Zur Belohnung für das hoffentlich erfolgreiche Schlagen der Schlacht einen kräftigen Schluck Rotwein genießen. Den habt Ihr Euch verdient.

Guten Appetit!

Thanksgiving-Truthahn„Never lose an opportunity
Of seeing anything that is beautiful.
For beauty is God’s handwriting –
A wayside sacrament.
Welcome it in every fair face,
In every fair sky,
In every fair flower,
And thank God for it
As a cup of blessing.

Ralph Waldo Emerson

Tranchieren von einem Thanksgiving Truthahn im Lenzer Krug

Pumpkin-Pie

Zum Dessert gibt es ganz klassisch einen süßen Kürbiskuchen mit Vanilleeis.

Pumkin Pie oder wie wir sagen würden - Kürbiskuchen.

Das Rezept findet Ihr hier oder einfach auf das Bild klicken!

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