Warum endet die Spargelsaison am Johannistag am 24. Juni?

Spargel mit Schinken

Letzter Spargelstich ist am Johannistag

Die Spargelsaison endet traditionell am Johannistag, dem 24. Juni. Das hat einen ganz einfachen Grund. Der Spargeltrieb, den wir als grünen oder weißen Spargel so sehr als Delikatesse schätzen, ist im Grunde nur der Stamm der Spargelpflanze. Damit der Spargel auch in der nächsten Saison noch genügend Kraft hat, um wieder leckere Spargeltriebe zu erzeugen, muss er durchwachsen und einen grünen Busch bilden. Jetzt kann er durch Photosynthese Energie sammeln, diese in der Wurzel einlagern und so im Frühjahr wieder neu austreiben. Der Spargel braucht dafür 100 Tage bevor der erste Frost kommt und deswegen wird am Johannistag der letzte Spargel gestochen. Die Spargelpflanze macht das in der Regel 7 Jahre hintereinander. Manchmal stechen die Spargelbauern auch noch nach dem 24. Juni noch Spargel, weil die Pflanze dann schon 7 x getrieben hat und man keine Rücksicht mehr darauf nehmen muss, dass sie für das nächste Jahr Kraft sammeln kann.

Der Johannistag ist der Gedenktag an den Geburtstag von Johannes dem Täufer, ein jüdischer Asket und Bußprediger, der Jesus von Nazareth selbst im Jordan getauft haben soll. Johannes der Täufer ist einer der bedeutendsten Heiligen der orthodoxen, der katholischen und auch der evangelischen Kirchen. Er gilt als letzter und größter der Propheten, als Wegbereiter Jesu und als Vorbild des Asketen.

Der Johannistag ist auch von zentraler Bedeutung als Lostag für die Landwirtschaft. (Lostage sind feststehende Tage im Kalender, die nach altem Volksglauben Vorhersagen über die Wetterverhältnisse der folgenden Wochen und Monate ermöglichen, wie Lichtmess, die Eisheiligen oder auch der Siebenschläfertag.)

Was passiert noch am Johannistag?

So ist der Johannistag nicht nur der letzte Erntetag für den Spargel, sondern

  • wird auch mit dem Erreichen der Sommersonnenwende am 21.06. und dem Johannistag mit dem Ende der Schafskälte die Erntesaison eingeläutet
  • blüht zu diesem Zeitpunkt das Johanniskraut, eine Heilpflanze, die bei depressiven Verstimmungen oder nervöser Unruhe eingesetzt wird
  • erreicht die Johannisbeere ihre Erntereife
  • schwärmen die Johanniskäfer (Glühwürmchen)
  • und können die ersten Johanninüsse, grüne unfreife Walnüsse, geerntet werden. Diese sind Grundstoff für eine Delikatesse, kandierte schwarze Nüsse. Johannibeeren werden auch zu Nusslikör oder Konfitüre verarbeitet, sind roh aber ungenießbar.
  • nach einer Bauernregel ist der 24 Juni auch der letzte Tag, an dem noch Rhabarber geerntet werden sollte. Gegen Ende Juni bildet sich im Rhabarber zu viel Oxalsäure. Oxalsäure bildet in Verbindung mit Calcium unlösliche Kristalle. In dieser Form kann das Calcium vom Körper nicht mehr genutzt werden. Die Rhabarberstangen sollten gegen Ende der Erntezeit auf jedem Fall geschält, abgekocht und das ersteRharbarberstrauch Kochwasser weggeschüttet werden. Roter Rhabarber enthält weniger Oxalsäure als Grüner. Nach dem Genuss von Rhabarber können sich die Zähne stumpf oder pelzig anfühlen. Das liegt daran, dass die Oxalsäure mit Calcium aus den Zähnen, aber auch aus den Milchprodukten, mit denen er sehr häufig serviert wird, wie Quark, Joghurt oder Milch, unlösliches Calciumoxalat bildet, das an den Zähnen haften bleibt. Übrigens raten Zahnärzte mind 1 h nach dem Verzehr von Rhabarber auf das Zähneputzen zu verzichten, da der Zahnschmelz durch die Oxalat-Attacke zu stark angegriffen wurde. Allerdings sollte man auch und gerade Rhabarber mit Milchprodukten genießen, denn die im Calcium der Milch gebunden Oxalsäure kann dann nicht mehr vom Körper aufgenommen werden. Allerdings ist dann diese Calcium-Dosis für den menschlichen Stoffwechsel verloren. Menschen, die an Nierensteinen leiden, sollten aber grundsätzlich die Aufnahme von Oxalsäure begrenzen. Und es hat auch noch eine botanischen Grund, warum man nach dem 24. Juni keinen Rhabarber mehr ernten sollte. Denn wie beim Spargel braucht auch der Rhabarber eine erntefreie Zeit in der er wachsen und Energie speichern kann, um im nächsten Jahr wieder kräftig austreiben zu können.

Die Johannisnacht ist übrigens die Nacht vom 23. zum 24. Juni. In vielen Gemeinden und Städten wird mit Festen und Tanzveranstaltungen traditionell in den Johannistag reingefeiert.

Grüne Spargelspitzen

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